Klimawandel:

für konsequenten Klimaschutz!

 


Umweltforscher aus Bremen haben den Anstieg des Kohlendioxids in der Atmosphäre mit Daten vom europäischen Umweltsatelliten ENVISAT nachgewiesen. Zur Zeit nimmt die CO2-Konzentration jährlich um 0,5 Prozent pro Jahr zu. Die Zunahme des CO2-Gehaltes in der Luft hat sich seit Anfang 2000 etwa verdreifacht.

Jetzt wurde auch eine sich selbst verstärkende Rückkoppelung der Erwärmung auf das Klimasystem nachgewiesen. Bislang haben natürliche Senken wie Wälder und Meere die Hälfte des von Menschen gemachten Kohlendioxids aufgenommen und damit die Erderwärmung deutlich gebremst. Seit 1981 nimmt der Südliche Ozean 5 bis 30 Prozent weniger CO2 auf als bisher. Nun könnte der Anstieg des Kohlendioxids in der Atmosphäre in Zukunft größer werden als vorhergesagt. Auch mit dem Tauen der Dauerfrostböden kommen zusätzlich Treibhausgase in die Atmosphäre.

Bis zu 30 Prozent aller Tier- und Pflanzenarten werden aussterben, wenn sich die Erde um mehr als 1,5 bis 2,5 Grad erwärmt. Auch mit einer Zunahme der Überschwemmungen, Hitzewellen, Dürren und Stürmen ist wegen dem beschleunigten Wasserkreislaufs zu rechnen. Naturkatastrophen treten dann häufiger auf und fordern mehr Opfer. Allein der drohende Verlust von Schnee und Eisgletschern auf den Bergen Asiens wird 40 Prozent der Weltbevölkerung betreffen.

Um die Erderwärmung im beherrschbaren Bereich von 2 bis 2,4 Grad Celsius zu halten, muss die Treibhausgaskonzentration deutlich begrenzt werden. Bis 2050 müsste der Ausstoß im Vergleich zu heute um 50 bis 80 Prozent gesenkt werden. Ein Hektar Kiefernwald ist nötig, um den Jahresausstoß eines Mittelklassewagens aufzunehmen und wieder in Kohlenstoff und Sauerstoff zu verwandeln.

Nur wenn konsequent marktwirtschaftliche Instrumente zur Internalisierung der externen Umweltkosten genutzt werden, ändern sich die Kostenstrukturen der Verbraucher. Aber marktwirtschaftliche Instrumente wie der Europäische Emissionshandel oder die Ökosteuer sind nicht ausreichend umgesetzt worden. So liegt der Preis für abgegebenes CO2 bei nur einem Euro pro Tonne, weil der Industrie zu viele Zertifikate zugeteilt wurden.

 

Der Strahlungsantrieb des Treibhauseffekts:


An dieser Grafik aus dem IPCC-Bericht kann man erkennen, daß Kohlendioxid den höchsten Beitrag zum Treibhauseffekt leistet. Dieses Ergebnis gilt auch für die einzelnen Kontinente. Der Bericht beweist, daß die Erderwärmung durch Menschen verursacht wurde.
Die Zunahme des Treibhauseffektes wird vor allem durch den Verbrauch fossiler Brennstoffe (Emission von Kohlendioxid) und durch die Landwirtschaft (Stickstoffdioxid) ausgelöst.

Es gibt drei starke Einflußfaktoren, die den Klimawandel bremsen können: eine rückläufige Weltbevölkerung, der Verzicht auf die Nutzung fossiler Energien und die weltweite Einführung neuer ressourceneffizienter Technologien. Wichtig ist, daß neben den Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel (z.B. dem Schutz der Wasserressourcen und der Küsten) auch Maßnahmen gegen Armut, fehlenden Ressourcenzugang und Konflikte vorgesehen werden.


Leuchturm auf Hiddensee an der Ostsee

 

Und was tut die Bundesregierung?

Im Verkehrsbereich wurde bisher auf wirksame Minderungsstrategien verzichtet. So fehlt auch eine konkrete Planung bei den Einsparungen im Flug- und Schiffsverkehr. Ein Tempolimit auf Autobahnen wurde ebenfalls nicht beschlossen.

Das ist die Fortsetzung einer "Ankündigungspolitik" Deutschlands in Klimafragen. Die seit 1990 erreichten 16 Prozent CO2-Reduktion hören sich nicht schlecht an, allerdings hatte sich Deutschland zu 21 Prozent Reduktion verpflichtet. Der weitaus überwiegende Teil der CO2-Reduktion in Deutschland ist keineswegs auf gezielte Klimaschutzmaßnahmen zurückzuführen, sondern lediglich Ergebnis der Abschaltung der alten ostdeutschen Anlagen. Ziel muß aber die Umstrukturierung der Wirtschaft und die Beschleunigung des ökologischen Strukturwandels ein.

 

Für den ökologischen Strukturwandel

Es fehlen vollständig wirksame marktwirtschaftliche Ansätze zur Bekämpfung des Klimawandels. Auf die beiden wirksamen marktwirtschaftlichen Steuerungsmechanismen für den ökologischen Umbau, die Ökologische Steuerreform und den Emissionshandel, gab es massive Angriffe durch die großen Energiekonzerne und die Wirtschaftsminister der Bundesländer. Bundesumweltminister Gabriel lehnte bisher eine Versteigerung der Emissionsrechte ab. Auch die nationale Besteuerung von Kerosin und ein massiver Ausbau der Forschung mit dem Ziel der effizienten Energieerzeugung bei erneuerbaren Energien fehlt.

Der massive Ausbau der Förderung der Energieeinsparung und der Ausbau erneuerbarer Energien sind ein guter Weg, die Umstellung zu erleichtern. Aber ohne eine marktwirtschaftliche Fundierung dieses Wandels werden Umstellungssubventionen nur zu einer Verlagerung der Emissionen auf andere Gebiete führen.

Nötig ist eine ökologische Ordnungspolitik. Wenn die großen Energiekonzerne diesen Wandel nicht selber gestalten, muß die Politik den Mut haben mit der EU-Kommission zusammen die Energiemonopole zu zerschlagen.

Wenn der Klimawandel nicht eingegrenzt wird, kommt es zu dauerhaften Schäden in Höhe von mehr als 20 Prozent des Weltsozialprodukts. Ein sofortiger aktiver Klimaschutz würde dagegen nur Investitionen in Höhe von etwa 1 Prozent des Weltsozialprodukts erfordern.

Neben der Internalisierung der Umweltkosten durch Ökosteuern und den Emissionshandel, ist lassen sich nach dem "Stern-Report" auch die bisherigen Boykotteure ins Feld der UN-Klimapolitik holen. Hierzu hat Joseph E. Stiglitz, der US-amerikanische Nobelpreisträger der Ökonomie, einen bemerkenswerten Vorschlag unterbreitet: Andere Länder sollten den Import energieintensiver Produkte aus den USA verbieten - oder diesen Import zumindest hoch besteuern.


Die Zukunft, die uns nach dem IPCC-Report erwartet:


Das steht zur Auswahl:

Szenario B1: Bevölkerungsrückgang, globale Einführung ressourceneffizienter Technologien

Szenario A1T: Bevölkerungsrückgang, nichtfossile Energiequellen, hohes Wirtschaftswachstum

Szenario B2: zunehmende Weltbevölkerung, regionale nachhaltige Entwicklung der Welt

Szenario A1B: Bevölkerungsrückgang, ausgewogener Mix aller Energiequellen, hohes Wirtschaftswachstum

Szenario A2: zunehmende Weltbevölkerung, überwiegend regionale Orientierung

Szenario A1FI: Bevölkerungsrückgang, fossil-intensive Energiequellen, hohes Wirtschaftswachstum

 


Autor: U. Brehme