Ökologie und Demokratie

keine Gentechnik in unserer Nahrung!

 

Percy Schmeiser am 17.Juni 2008 in der Gaststätte "Pocksaugust" in Glandorf


 

Grußwort von Bürgermeister Strauch

Ich heiße Sie alle hier herzlich willkommen hier in der Gemeinde Glandorf. Glandorf, so könnte man meinen, ist im Moment so etwas wie das Mekka der aufmüpfigen Landwirte. Einen Landwirt sehe ich da, der ein bischen aufmüpfig guckt. Ob es vor einigen Jahren das Thema Rinderwahn, den daraufhin gegründeten BSE-Fonds ging oder ganz aktuell jetzt vor kurzem die Aktion "Faire Milch" und den damit verbundenen Streik der Milchviehhalter. Und heute eben haben wir das Thema "Gentechnik in der Landwirtschaft". Die Landwirte aus dieser Region sind offensichtlich immer dabei, und übernehmen Verantwortung für ihre Produkte und damit in besonderem Maße für uns Verbraucher. Darauf bin ich als Bürgermeister Glandorfs natürlich besonders stolz.

Alle diese Initiativen haben die Unterstützung: meine und ich denke auch die unserer Politik. Aber wir alleine sind nichts. Wir benötigen die Solidarität anderer Landwirte und Mitstreiter, z.B. aus den Nachbargemeinden und - so wie ich das mitbekommen habe - offensichtlich aus dem ganzen Landkreis Osnabrück und eben auch - ganz wichtig - von unseren Freunden aus dem nahen Nordrhein-Westfalen. Seien sie besonders herzlich begrüßt. Hier in Glandorf sind sie sehr willkommen. Ich finde es ganz toll, daß so viele hier hergekommen sind, daß der Saal so gut gefüllt ist.

Meine Damen und Herren, es ist ein ganz heißes Eisen was heute angefaßt wird. Es gibt kaum so viele kontroverse Meinungen und Auseinandersetzungen wie bei dem Thema gentechnisch verändertes Saatgut und gentechnisch veränderte Lebensmittel. Wenn Sie in der Bevölkerung fragen, werden Sie ziemlich sicher ein eindeutiges Votum gegen diese Technik bekommen. Ich gebe gerne zu, ich bin kein Fachmann und viele andere hier im Saal werden das sicher auch von sich sagen müssen. Das Thema, das ist viel zu komplex und es ist viel zu einfach, nur Schwarz und Weiß zu malen.

Sachliche, fachliche Aufklärung und vor allen Dingen viel Information tut Not. Deswegen auch nochmal von meiner Seite ein ausführlicher Dank an die vielen Organisationen und Organisatoren. Da nenne ich in erster Linie Herrn Brinkmann und natürlich an unseren Gast Mister Percy Schmeiser, daß er vom fernen Kanada nach Glandorf gekommen ist, sich die Zeit nimmt, Aufklärung zu betreiben und auch zu zeigen, wie man sich erfolgreich gegen Unrecht, gegen eine Übermacht wehren kann.

Ohne Grund, das sage ich hier ganz deutlich, bekommt man den Titel eines alternativen Nobelpreises nicht. Das bedarf großer Anerkennung Mr. Schmeiser und glauben Sie mir: Viele Landwirte hier haben eine ähnlich couragierte Mentalität. Die Landwirtschaft darf sich nicht dem Diktat der Konzerne unterwerfen. Jeder Landwirt in unserer Region und auch ich denke: In ganz Deutschland muß jeder selber entscheiden können, wie er seinen Betrieb im Rahmen der gesetzlichen Bestimmungen führen will,. Das ist ein Grundrecht und darf nicht genommen werden. Ansonsten könnte es dann so aussehen, wie es der Friedensnobelpreisträger Desmon Tutu beschrieben hat: Als die ersten Missionare nach Afrika kamen, besaßen sie die Bibel und wir das Land. Sie forderten uns auf zu beten und wir schlossen die Augen. Und als wir sie wieder öffneten, war die Lage genau umgekehrt. Wir hatten die Bibel und sie das Land.

Das darf nicht passieren.

Meine Damen und Herren, an dieser Stelle möchte ich ausdrücklich die Personen erwähnen, die sich oft neben ihrem alltäglichen Beruf in vorderste Front stellen. Sie übernehmen große Verantwortung und dann auch eine schwere Last. Glauben Sie mir, sich für eine gerechte Sache einzusetzen macht man nicht einfach so mit links. Deswegen müssen diese Leute unsere ganze Solidarität spüren. Denn, ich bin mir sicher, es ist nicht nur das brisante Thema Gentechnik. Es sind gerade die großen Konzerne, die uns immer mehr Angst einflößen.

Wir alle lesen fast jeden Tag neue Schauergeschichten aus dem Alltag dieser Konzerne. Die Menschen in diesen Konzernen und außerhalb bleiben häufig auf der Strecke, weil sich alles dem Profit unterwerfen muß. Der Einfluß auch aus der Politik scheint immer geringer zu werden und das sollte uns wirklich zu denken geben. Ich habe heute Nachmittag nur wenige Auszüge aus dem Bericht des Zentrums für Nahrungsmittelsicherheit in den USA gelesen. Dieses Heftchen hatte mir Herr Brinkmann zur Verfügung gestellt und ich habe nicht viel lesen können, aber was ich gelesen habe, da kann ich nur sagen, da ist es mir kalt den Rücken runtergelaufen.

Wir sind hier in Europa und speziell in Deutschland am Scheideweg: Ich frage Sie alle so wie sie hier sitzen: wollen wir in großem Maße gentechnisch verändertes Saatgut und Nahrungsmittel? Oder wollen wir reagieren auf die durchaus zweifelhaften Erfahrungen aus Kanada und den USA. Wir haben jetzt noch eine Chance zu lernen und uns zu entscheiden. Meine sehr verehrten Damen und Herren: Besser wir entscheiden, als daß es andere für uns tun!

Damit will ich es bewenden lassen. Heute Abend reagiert einmal nicht König Fußball. Es gibt also offensichtlich tatsächlich wichtigere Themen. Das zeigen Sie, meine sehr verehrten Damen und Herren, weil Sie hier sind. Ich freue mich jetzt auf einen interessanten Vortrag von Mister Percy Schmeiser und im Anschluß auf eine lebhafte Diskussion hier im Saal in Glandorf bei Plocksaugust. Ich danke ihnen recht herzlich, daß sie mir zugehört haben.



Rolf Brinkmann

Vielen Dank Herr Strauch. Ich denke, Sie haben ganz wichtige Dinge gesagt. Das kann ich ich irgendwie gar nicht mehr toppen. Ich gehe mal dazu über, ein bischen über den Inhalt an sich zu sagen, damit klar wird, worüber wir reden.
Es wird unterschieden zwischen weißer, roter und grüner oder Agrogentechnik. Die Weiße ist die Medizinische, über die reden wir sicher nicht. Die Rote betrifft die Tiere, die werden wir auch nicht behandeln, Aber die Grüne oder die Agrogentechnik, darum geht es hauptsächlich, also Pflanzen letztlich. Interessant ist diese vor allen Dingen, denn die Pflanzen werden zu Lebensmitteln verarbeitet.

Ungefähr 80% der Deutschen sind gegen Gentechnik, also gegen Agrogentechnik. Es ist bekannt, daß in den Vereinigten Staaten wo die Agrogentechnik vollkommen alles besetzt hat, in Kalifornien, durchaus eine Gegenbewegung entstanden ist. Z.B. in Wendocino-County hat sich vollständig gegen Gentechnik ausgesprochen.
Interessant ist auch, daß die UNO einen Entschluß gefaßt hat, daß Gentechnik eine Menschenrechtsverletzung ist. In Indien haben sich sehr viele Bauern das Leben genommen, weil sie mit der Gentechnisch veränderten Baumwolle nicht zurecht kamen.
Unterm Strich kann man sagen, daß Gentechnik zu teuer ist, durch die Patente, durch die hohen Saatgutpreise und krankmachend ist. Es gibt viele Beispiele für Krankheiten, auch viele exotische Krankheiten die offensichtlich durch Gentechnik, durch den Konsum dieser Lebensmittel verursacht wurden.
Interessant ist dann, daß Europol (die europäische Polizei) gesagt hat, daß Gentechnik-Gegner Terroristen wären. Da kann man sich danach fragen, wo wir eigentlich hingekommen sind.

Ich möchte kurz noch aufzählen, wer uns geholfen hat, das hier möglich zu machen: unsere Kooperationspartner. Ohne die hätten wir das hier auch nicht bezahlen können.
Da sind gute Namen dabei, wie die Stiftung Leben und Umwelt oder Heinrich Böll-Stiftung Niedersachsen, die Nordrhein-Westfälische Stiftung für Umwelt und Entwicklung, Attac Osnabrück, das Bündnis für eine gentechnikfreie Landwirtschaft Niedersachsen-Bremen-Hamburg, die Katholische Landfrauenbewegung im Bistum Münster, Bioland Landesverband NRW, Demeter, BDM Bundesverband Deutscher Milchviehhalter e.V., die Super Biomarkt AG, Knuf-Bäcker, der Landesverband Westfälischer und Lippischer Imker e.V. und Landesverband der Imker Weser-Ems e.V.

Die Veranstalter heute Abend sind die Initiative Gentechnikfreies Osnabrücker Land, die Regionale Landwirtschaft Münsterland e.V. und die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft.
Ich möchte mich auch noch ganz besonders herzlich bedanken beim Organisationsteam, das in fantastischer Art seit Wochen daran gearbeitet hat, daß das heute zustande kommt. In vollkommen demokratischer Form und oft nur mit Zuruf und manchmal auch ohne Zuruf und trotzdem hat es immer geklappt. Ich bin absolut überwältigt.
Dann möchte ich auf die von uns aufgestellten Informationstische hinweisen, die Margarete Eisermann organisiert hat. Hier kann man Informationen mitnehmen, zum Teil gegen Bezahlung, das muß man dann sehen.

Jetzt zu unserem Hauptpunkt. Jetzt möchte ich Percy Schmeiser bitten, seinen Vortrag zu halten, der dann immer direkt übersetzt wird von Bärbel Denieur.


Percy Schmeisers Vortrag

(nur das übersetzte Wort)

Es ist eine große Freude für mich, heute abend hier zu sein. Ich fühle mich hier in Deutschland sehr zu Hause und freue mich, daß so viele gekommen sind.
Ich komme aus dem Westen Kanadas aus dem Herzen des Getreidelandes. Dort, wo ich herkomme, können wir sehr viele verschiedene Arten an Getreide anbauen.
Und ein anderer Grund warum ich mich hier in Deutschland so wohl fühle ist, daß ich hier sehr tief verwurzelt bin. Vor 100 Jahren sind väterlicherseits meine Großeltern aus Deutschland nach Kanada gekommen. Auf der Seite meiner Mutter: meine Großmutter kommt aus Wien und mein Großvater aus der Schweiz. Der Vater meiner Frau kam aus Luxemburg und die Mutter aus Budapest. Meine Frau und ich haben 5 Kinder und wir sagen immer, sie haben die besten Gene weltweit.

Ich bin heute Abend hier her gekommen, um mit Ihnen über gentechnisch veränderte Organismen in Nordamerika zu sprechen. Bevor ich damit anfange, möchte ich Ihnen erzählen, daß meine Frau und ich seit über 50 Jahren Samen gezüchtet haben. Wir haben neue Arten von Rapssamen gezüchtet. Aber ich bin nicht nur ein Bauer gewesen, sondern auch ein Mitglied des Provinzparlaments. Mein Fachgebiet war die Landwirtschaft, sowohl auf der Provinzebene als auch auf der Bundesebene. Und ich habe mein ganzes Leben gedacht, ich arbeite dafür, Gesetze und Regeln aufzustellen, die den Bauern helfen.

Ich werde ihnen jetzt erzählen, was meiner Frau und mir 1998 passiert ist. 1996 wurden 4 verschiedene genetisch veränderte Getreidesorten in Kanada eingeführt. Das waren Raps, Soja, Baumwolle, Mais. 1996 wurden die in Kanada eingeführt.
1998 hat die Firma Monsanto ein Gerichtsverfahren gegen meine Frau und mich eingeleitet, weil sie gesagt haben, daß wir gentechnisch veränderten Rapssamen angebaut hätten, ohne von Monsato dafür eine Lizenz zu besitzen. Wir hatten aber niemals Samen von Monsanto gekauft, kannten überhaupt niemanden von dieser Firma. Wir waren also sehr besorgt und haben den Leuten von Monsanto gesagt: Wenn es wirklich genetisch veränderten Samen in meiner Ernte gibt, dann sollten sie dafür bezahlen, daß sie meine Ernte verunreinigt haben.
Die Patentgesetzgebung in den meisten Ländern und auch in Kanada gehört zu den Bundesgesetzen. Und insofern haben wir uns gewehrt gegen Monsanto und gesagt: Sie müssen für den Schaden aufkommen, den sie uns beschert haben.
Es hat 2 Jahre gedauert, bis wir letztendlich vor dem obersten Bundesgericht in Kanada gelandet sind. Und Monsanto wußte, daß wir ihren Samen nicht gekauft haben und auch niemals benutzt haben. Aber sie sagten, weil dieser Samen jetzt kontaminiert ist, also verunreinigt ist mit unserem, besitzen sie auch unseren Samen.
Im ersten Prozeß sagte der Richter das Folgende und das ist sehr wichtig, denn durch diesen Richterspruch wurde der Prozeß überall auf der Welt bekannt. Das Gericht hat gesagt, es spielt überhaupt keine Rolle, wie eine Ernte kontaminiert, also verunreinigt wird. Es kann auf sehr viele verschiedene Arten passieren: entweder durch den Wind, daß Pollen durch den Wind geflogen kommen oder durch Kreuzungen oder durch Bienen oder durch Vögel. Wenn das passiert durch irgendeine dieser Arten, dann sind sie nicht länger Besitzer ihrer eigenen Samen, sondern die gehören dann Monsanto. Das bedeutete also, dieser Richter hatte entschieden, wir dürfen unseren eigenen Samen nicht mehr benutzen um sie erneut auszupflanzen.
1998 hatten wir etwa 500ha Canola-Raps gepflanzt, und der Richter entschied, daß diese ganze Ernte, die ganzen Samen und die ganze Forschung, die wir da reingesteckt hatten jetzt komplett Monsanto gehören würde. Sie können sich vorstellen, wie entsetzt meine Frau und ich waren, daß wir die Arbeit von 50 Jahren verlieren würden, weil sie uns mit ihrem Samen auf unseren Feldern verunreinigt hatten.
Also was ich hier sagen will ist, wenn sie einen Nachbarn haben, der gentechnisch veränderten Samen anbaut und dadurch ihre Getreide-Ernte verunreinigt, daß dann dadurch ihre Ernte nicht mehr ihnen gehört, sondern Monsanto.
Wir sind als nächstes vor das oberste Berufungsgericht gezogen und dort gab es dann 3 Richter. Und dort wurde nach noch einmal 2 Jahren entschieden, daß unsere Samen jetzt Monsanto gehören würden.
Dann haben wir uns an das höchste Gericht in Kanada gewandt. Und vor diesem Gerichtshof haben wir dann noch andere Aspekte vorgebracht, nicht nur die Patentrechtsverletzung. Eines unserer Argumente war, daß jeder Bauer das Recht haben muß, jedes Jahr aus seiner eigenen Ernte wieder Samen zu benutzen. Außerdem ging es darum, daß niemand das Recht haben darf ein Patent auf Leben zu haben.
Niemand, kein Individuum und keine Firma darf das Recht haben, ein Patent auf ein höheres Lebewesen, ein Getreide oder einen Menschen zu haben.
Zu dieser Zeit vor dem obersten Gericht forderte Monsanto inzwischen über 1 Mio Dollar Schadensersatz von uns. Und das obwohl sie zugaben, daß das für sie ein Testfall war, wo sie ausprobieren wollten, in wieweit sie die Bauern durch die Patentgesetzgebung kontrollieren können.
Der Oberste Gerichtshof hat entschieden, daß meine Frau und ich Monsanto kein Geld bezahlen müssen. Aber was die Frage betrifft, wem das Leben gehört, entschied der oberste Gerichtshof, und das ist jetzt sehr wichtig, das das Patent von Monsanto auf ein lebendes Gen richtig ist. Und wo immer dieses Gen auftaucht ist Monsanto der Besitzer von dieser Lebensform.

Jetzt haben wir also ein Problem: Wie weit kann man gehen, um eine höhere Lebensform zu definieren? Geht es um Pflanzen, geht es um Bienen, geht es um Tiere, geht es vielleicht sogar um Menschen, besitzen sie uns über das Patentrecht?
Der Oberste Gerichtshof hat die Frage an das Parlament zur Klärung weitergegeben, ob man ein Patent auf eine höhere Lebensform haben kann oder nicht. Und er ist sicher, daß es bald in Kanada ein Gesetz geben wird, daß niemand ein Patent auf Leben haben darf.
Der Oberste Gerichtshof hat entschieden, Monsanto besitzt und kontrolliert das Patent und die Rechte auf diese Lebensform. Aber sie wissen, daß wenn man einen Samen oder eine Lebensform in die Umwelt aussetzt, daß man diese dann nicht mehr kontrollieren kann.
Sie können Kreuzungen nicht mehr kontrollieren, Sie können keine Samen kontrollieren, die durch den Wind weitergetragen werden. Wenn Sie also etwas besitzen und Sie können es nicht kontrollieren, dann sollten Sie für den Schaden haftbar gemacht werden können.

2005 hat Monsanto noch einmal eines unserer Felder verunreinigt. Und sie haben es auch schriftlich zugegeben, daß sie unser Feld mit ihren genetisch veränderten Samen verunreinigt haben. Sie haben meiner Frau und mir zugesagt, daß sie diese Verunreinigung beseitigen würden und auch für die Beseitigung bezahlen würden. Sie fragten uns, wie wir uns das vorstellen. Es war ein sehr kleines Feld, es war nur 25 ha groß und wir haben gesagt, wir möchten, daß sie alle Pflanzen per Hand rausziehen.
Monsanto stimmte zu. Aber 2 Tage bevor sie damit anfangen wollten, haben sie gesagt: Sie müssen aber einen Vertrag unterschreiben. Und in diesem Vertrag stand, daß wir niemandem, auch jetzt heute nicht mit Ihnen darüber sprechen dürften, was in diesem Vertrag stehe.
Außerdem stand da, daß - egal wie oft und wie groß sie unsere Felder und unsere Ernte noch verunreinigen würden - daß weder er noch seine Frau, noch sein Sohn wieder gerichtlich vorgehen dürfen.

Wir haben zu Monsanto gesagt, wir werden niemals unsere Meinungsfreiheit aufgeben. Wir haben gesagt, es gab viele Menschen, die für die Meinungsfreiheit in unserem Land gestorben sind und wir werden sie nicht an eine Firma wie Monsanto abgeben.
Also sagte Monsanto: Wenn Sie den Vertrag nicht unterschreiben, dann werden wir auch die Pflanzen nicht beseitigen. Dann haben wir gesagt, ok, dann werden wir sie entfernen oder entfernen lassen und werden ihnen eine Rechnung schicken.
2 Nachbarn und ich, wir haben die Pflanzen rausgezogen und die Rechnung belief sich auf 650 Dollar. Und Monsanto hat gesagt, ihr müßt sehr vorsichtig sein, denn es sind unsere Pflanzen, da sind unsere Gene drin.
Aber Monsanto wollte die Rechnung nicht bezahlen. Dann sind wir wieder vor Gericht gezogen. Am 19. März diesen Jahres sind wir vor Gericht gegangen und wir haben eine multinationale millionenschwere Firma wegen 650 Dollar vor Gericht verklagt. 2 Minuten bevor der Prozeß losging schrieb Monsanto einen Scheck über den Betrag aus. Es ging jetzt also nicht mehr um 650 oder 650.000 Dollar, sondern sie hatten jetzt erkannt, daß sie haftbar gemacht werden können.
Jetzt haben wir also einen Präzedenzfall. Wenn also irgendwo jemand verunreinigtes Getreide hat, dann können sie sich auf dieses Gerichtsurteil berufen. Nach 10 Jahren Rechtsstreit zwischen Monsanto und uns war das ein großer Sieg nicht nur für uns, sondern für Bauern auf der ganzen Welt.
Das ist alles, was ich Ihnen von meinem Fall erzählen möchte, denn es gibt noch so viel andere Dinge, die ich Ihnen heute Abend erzählen möchte.

Wie werden GVOs Sie hier in Deutschland beeinflussen? Was wird sich hier verändern?
2 oder 3 sehr wichtige Aspekte. Ich mache mir große Sorgen, wenn ich nach Deutschland und viele andere Länder komme und höre wie Firmen wie Bayer oder Monsanto oder andere Firmen argumentierten.

Es gibt keine Koexistenz. Es ist keine Koexistenz möglich. In ein paar Jahren gibt es nur noch gentechnisch veränderte Organismen. Man kann die Samen oder die Pollen nicht davon abhalten sich zu bewegen.
Im Januar war ich in Deutschland und ich habe gehört, wie Monsanto sagte: Alles was ein Bauer tun muß, ist eine Pufferzone zu lassen. 30m, 100m, 1km, es gibt keine sichere Distanz. Wenn sie es aussähen, dann wird es innerhalb von kurzer Zeit überall sein. Und der Ökoanbau wird komplett zerstört.

1996 wurden in Kanada 4 gentechnisch veränderte Getreidesorten eingeführt. In Kanada haben wir inzwischen keine Getreidesorten mehr, die nicht gentechnisch verändert sind. Es gibt keine reinen Sojasamen mehr. Wenn sie also gentechnisch veränderten Raps einführen, wird es also innerhalb von kurzer Zeit nur noch gentechnisch veränderten Raps geben. Und mit allen anderen Getreidesorten ist es genauso. Es gibt keine sichere Entfernung. Die Samen fliegen auch über 100 km.

Es verändert sich nicht nur die Pflanze, wo dieses Gen eingebaut wurde, wie z.B. den Rapssamen. Raps kommt aus der Familie der Kreuzblütler. Und zu dieser Familie gehören viele andere Arten wie Tulpen, Blumenkohl, Radischen, Senf und wilder Senf und diese GVOs kreuzen sich und wandern in die anderen Arten dieser Familie, so daß diese auch verunreinigt werden und es sie nicht mehr in reiner Form gibt.

1996 hatte Monsanto den Bauern gesagt, sie werden weniger Chemikalien brauchen, sie werden größere Erträfge haben und es wird nährstoffreichere Erträge geben. Ich erinnere mich sehr gut daran, wie sie gesagt haben: Wir werden den Hunger in der Welt beenden können. Innerhalb von 2-3 Jahren geschah genau das Gegenteil und es wird auch hier geschehen, sobald sie GVO hier einführen. In dem Moment wo sie GVOs hier einführen, werden Sie 3-4mal so viele Chemikalien brauchen und die Erträge werden runter gehen. Bei Raps um bis zu -10%, bei Soja -15% und der Nährwert liegt bei etwa 50% von konventionell oder ökologisch angebauter Ware. Wenn Monsanto oder andere Firmen also sagen, wir werden den Hunger in der Welt mit GVOs besiegen, dann ist das eine absolute Lüge.

Wenn ich hier heute herkomme und die wunderbaren Felder sehe und ihr Getreide und die Vielfalt hier auf den Feldern – warum wollen Sie das zerstören durch GVOs?

1996 wurden die GVOs eingeführt und 1998 hatten wir ein neues Super-Unkraut in Kanada. Dieses neue Super-Unkraut ist überall im Land, auf unsern Feldern, in unseren Städten, überall. Wir brauchen jetzt also viel mehr Chemikalien um dieses Super-Unkraut zu bekämpfen, das sich aus den GVOs entwickelt hat.
Vor 3 Jahren sagte Monsanto, das ist überhaupt kein Problem, wir werden eine neue Super-Chemikalie dagegen erfinden. Und natürlich haben sie sie gefunden. Sie haben also jetzt eine neue Roundup-Chemikalie erfunden, und das ist eine sehr wirksame und hochgiftige Chemikalie. Das gilt auch für 2-4-d-Wuchsstoffe. Das ist ein sehr starkes Gift, weil es zu 70% Agent-Orange enthält. Wir sind dabei, uns mit diesen neuen, starken und hochgiftigen Chemikalien in Kanada umzubringen. In meiner Provinz, wo ich herkomme, werden über 30% aller Pestizide verwendet, die in ganz Kanada angewendet werden.
Und wir haben die höchste Brustkrebsrate bei Frauen und die höchste Prostatakrebsrate bei Männern in Kanada. Zwei von vier Bauersfrauen haben Brustkrebs und mit Sicherheit hat einer von vier Männern Prostatakrebs. Jetzt haben wir also nicht nur die Schäden, die diese Organismen an unserem Getreide und unserer Umwelt gemacht haben, sondern auch die Schäden an unserer eigenen Gesundheit.

Eines der größten Probleme ist, daß das menschliche Immunsystem geschwächt wird und was den Rapssamen angeht: sie benutzen da ein gegen Antibiotika resistentes Marker-Gen. Und wenn jetzt der Pollen von den Rapsfeldern kommt, und wenn wir den einatmen, dann atmen wir auch dieses Marker-Gen ein, das uns immun macht gegen Antibiotika - was natürlich ein großes Problem ist, weil dann bei bestimmten Krankheiten Antibiotika keine Wirkung mehr zeigen.

Aber nicht nur die Menschen betrifft das, sondern wir haben jetzt auch ein großes Problem mit unseren Bienen. Wir haben ein riesengroßes Bienensterben. Und nicht nur das, sondern auch unser Honig ist inzwischen verunreinigt mit GMOs. Wir können unseren Honig in viele Länder der Welt nicht mehr verkaufen, denn eine Biene weiß leider nicht, welche Pflanze GVO ist und welche nicht. Das ist eine weitere Industrie, die durch die Einwirkung von GVOs sehr stark geschädigt wurde. Es wurde über viele Gründe gesprochen, warum die Bienen sterben und im Moment geht man davon aus, daß einer der Hauptgründe ist, daß die veränderten Gene, die in die Bienen gelangen, deren Immunsystem schädigen.
Wenn es um GVOs geht, dann gibt es so viele Aspekte über die man nie etwas hört.

Was ich noch kurz erwähnen möchte: Ich habe hier einen Vertrag von Monsanto. Wenn ein Bauer diesen Vertrag unterschreibt, dann gibt er alle seine Rechte ab an Monsanto. Er muß die Samen von Monsanto kaufen. Er kann seine eigene Samen nicht mehr neu benutzen, er muß die Chemikalien von Monsanto kaufen.
Wenn ein Farmer gegen diesen Vertrag verstößt, muß er unterschreiben, daß er niemals irgend jemandem erzählen wird, wie Monsanto gegen ihn vorgegangen ist. Sie müssen es zulassen, daß eine Polizei von Monsanto auf ihr Land kommt, 3 Jahre nach Vertragsabschluß. Sie gehen auf ihre Felder und sie gehen in ihre Scheunen und sie sehen sich ihre Steuererklärung an ohne daß sie dem zustimmen müssen.
Und seit 2008 gibt es noch einen Punkt, wo steht, daß ein Bauer Monsanto niemals verklagen kann, egal was Monsanto getan hat.

In dieser Broschüre steht: Wenn Sie denken, daß Ihr Nachbar Saat von Monsanto ohne Lizenz von Monsanto benutzt, dann sollten Sie bitte sofort diesen Nachbarn bei Monsanto melden. Und diese Anzeige lesen die auch in Zeitschriften für Bauern und hören sie auch im Radio. Wenn jetzt ein Bauer seinen Nachbarn bei Monsanto anzeigt, dann wird Monsanto sofort 2 Detektive schicken, und sie kommen dann zu dem Bauern und sagen: Wir haben gehört, daß Sie Saatgut von Monsanto anbauen ohne Lizenz. Und dann sagt der Bauer: Wir sind Biobauern, wir sind konventionelle Bauern, wir haben noch nie irgendeinen Samen bei ihnen gekauft und wir wollen ihn auch nicht. Und Monsanto sagt: Sie lügen, und wenn sie es nicht zugeben, dann werden wir sie vor Gericht bringen und sie werden keinen landwirtschaftlichen Betrieb mehr haben. Und was glauben Sie wohl, was die Bauern denken, wenn Monsanto sie so bedroht? Natürlich denken sie: Welcher Nachbar war das, der mir diese Schwierigkeiten bereitet? Der? Oder der? Oder der andere?

Was also jetzt auch zusammenbricht ist das ganze soziale Netzwerk in unseren Gemeinden, die Zusammenarbeit von den Bauern. Und das ist eines der schlimmsten Dinge, die geschehen sind durch die Einführung von GVOs: der Zusammenbruch unseres sozialen Miteinanders. Und ich denke oft: meine Familie kam vor über 100 Jahren aus Europa nach Kanada und meine Großeltern und meine Eltern haben mit unseren Nachbarn zusammen unser Land aufgebaut. Unsere Landwirtschaft, unsere Dörfer, unsere Schulen, alles. Und das geschieht jetzt auf dem Land bei uns.
Meine Frau und ich haben sehr oft Anrufe bekommen von Bauersfrauen, die am Telefon geweint haben und gesagt haben: die Polizei von Monsanto war hier, sie bedrohen uns, was sollen wir tun?
Und wir versuchen dann Rechtsbeistand für sie zu bekommen.
Von allen diesen Dingen hört man in Europa nichts. Dies ist die andere Seite von Monsanto.

Ein anderes Problem ist, daß sie noch nicht einmal einen Vertrag unterschreiben müssen, um mit diesem Patentgesetz in Konflikt zu kommen. Wenn ihr Getreide verunreinigt ist, dann fallen sie ebenso unter diese Bedingungen. Diese Bedingungen gelten dann auch für Sie, als hätten Sie diesen Vertrag unterschrieben. Wenn Sie einen Sack mit Monsanto-Samen kaufen, dann steht auf dem Sack ein Schild: Wenn Sie diesen Sack aufmachen, dann erklären Sie sich einverstanden mit Monsantos Patentrechten mit der Nr.......

Vor 3 Jahren wollte Monsanto das Terminator-Saatgut nach Kanada einführen. Es wurde von der kanadischen Regierung nicht erlaubt. Das war ein erneuter Versuch von Monsanto, die totale Kontrolle über die Samen und die Nahrungsmittel zu bekommen.
Das Terminator-Gen ist ein Gen, das in das Saatgut eingeführt wird und aus dem Saatgut wird eine Pflanze, aber diese Pflanze ist steril. Sie kann sich nicht mehr vermehren. Aber die größte Gefahr ist, daß auch dieses Gen auskreuzen und auswildern kann in andere Teile dieser Familie und das es auch diese Arten unfruchtbar machen kann. Das ist die größte Gefahr, der größte Angriff auf das Leben, den es bis jetzt auf diesem Planeten gegeben hat: Der Versuch diesen Samen einzuführen, die sich nicht weiter reproduzieren.
Und das andere große Problem von diesem Terminator-Gen ist, daß es in alle höhere Lebensformen eingeführt werden kann, sogar in Menschen.

Ich habe vorhin gesagt, daß GVOs zu größerem Hunger in der Welt führen, aber das eigentliche Ziel der Einführung von GVOs war nicht weniger Chemikalien zu nutzen. Es ging einzig und allein darum, die Kontrolle über das Saatgut der Farmer zu bekommen.
Wenn sie diese Kontrolle haben, dann haben sie die Macht darüber, zu sagen, was angebaut wird, wieviel und welche Chemikalien sie nutzen. Sie haben die totale Kontrolle.

1996 gab es 4 genveränderte Getreidesorten in Kanada. Wir haben jetzt seit 12 Jahren diese Getreidesorten in Kanada. In diesen 12 Jahren wurde keine einzige weitere Getreidesorte in Kanada erlaubt. Die Firmen haben versucht, weitere Getreidesorten einzuführen: Flachs, Reis und Weizen. Sie wurden nicht genehmigt, weil wir als Bauern den Schaden gesehen haben, die schon diese 4 GVOs angerichtet haben.

Ich möchte noch sagen: Ich bin nicht nach Deutschland gekommen, um Ihnen zu sagen, was sie tun sollen. Ich bin gekommen, um Ihnen zu erzählen, wie es uns als kanadische Bauern mit den GVOs ergangen ist. Was Sie machen, ist Ihre eigene Entscheidung. Wir hatten 1996 niemanden, der zu uns gekommen ist und uns erzählt hat was passieren würde, wenn wir GVOs bei uns einführen in Kanada. Sie haben die Wahl.

Ein wichtiger Punkt bei GVOs ist: Sobald man sie eingeführt hat, gibt es keinen Weg zurück. Soweit wir es heute wissenschaftlich beurteilen können, kann man sie nicht mehr zurückholen. Es geht also nicht, daß sie sagen: Na gut, wir probieren das mal 2 Jahre aus und wenn es nicht klappt, dann lassen wir es – das funktioniert nicht.
Wenn irgendwo Öl ausläuft und es bildet sich ein riesiger Ölteppich, dann kann man es letztendlich irgendwie reinigen und beseitigen. Aber bei GVOs weiß man bis zum heutigen Tag nicht, ob es irgendwann möglich sein wird, sie wieder aus der Umwelt herauszunehmen.

Es gibt noch sehr viele andere Aspekte, über die ich reden könnte, gesundheitliche Aspekte, Umweltfragen oder eben der Verlust an Artenvielfalt. Und auch diese Fragen sind alle sehr wichtig. Es war nicht einfach für meine Frau und mich, für meine Familie gegen Monsanto durchzuhalten. Monsanto hat alles versucht, um meine Frau und mich zu zerstören. Sie haben uns tagelang immer wieder beobachten lassen, wenn wir in den Feldern gearbeitet haben. Meine Frau bekam Anrufe, wo sie gesagt haben: Passen Sie auf, wir werden Sie noch kriegen. Und ich werde nie vergessen, wie meine Frau und ich in Südafrika im Parlament waren und danach trafen wir auf jemanden von Monsanto. Und er schaute uns ins Gesicht und sagte: Niemand wehrt sich gegen Monsanto. Wir werden sie noch kriegen und wir werden sie zerstören.

Sie haben versucht unser Haus zu bekommen, sie haben versucht uns das Land wegzunehmen, sie haben versucht uns die Maschinen wegzunehmen. Es war 10 Jahre lang Horror für uns und das wünschen wir wirklich niemandem. Aber ich hatte immer das Gefühl, es gibt so viele Menschen und wir haben eine ganze Armee von Menschen die uns geholfen hat gegen Monsanto aufzustehen. Und oft bin ich nachts aufgewacht und habe gedacht, meine Güte, was tue ich meiner Familie an, was tue ich meiner Frau an. Meine Frau hatte Brustkrebs und hatte Bluthochdruck und es war wirklich für mich schwer zu entscheiden, ob ich diesen Kampf aufrecht erhalten sollte. Aber meine Frau ist eine sehr starke Frau. Und sie hat immer gesagt: Gib nicht auf! Kämpfe für die Rechte der Farmer! Meine Frau ist tief gläubig und sie hat oft sagt: Ich hatte das Gefühl, ich habe nachts mehr gebetet als geschlafen.

Das sind einige Aspekte, die auf sie zukommen mit GVOs. Es gibt gesellschaftliche Aspekte, es gibt moralische wie ethische Aspekte. Ich empfinde es jetzt hauptsächlich als meine Aufgabe, den Leuten bewußt zu machen, was passieren kann, wenn man sich auf GVOs einläßt. Meine Frau und ich haben 5 Kinder und 16 Enkelkinder und wir denken oft darüber nach, was wir den zukünftigen Generationen hinterlassen werden.
Wir können noch etwas tun und was wir entscheiden und was Sie hier heute in diesem Raum entscheiden wird Auswirkungen auf die Generationen der Zukunft haben.

Ich werde mit meiner Frau weiterhin kämpfen für die Rechte der Landwirte überall in der Welt. Danke! Gott ist mit uns!

(U.B.)